Außer St. Jakob in Schleswig und Lübeck liegen alle Jakobikirchen Schleswig-Holsteins auf dem Lande. Manche sind bzw. waren entweder unmittelbar an der Küste oder an einem der Binnen- bzw. der Fernschifffahrt zugänglichen Fluss gelegen: Schleswig und Moldenit an der Schlei, Schwabstedt an der Treene, Brunsbüttel an der Elbe. Dass der hl. Jakob zu einem Patron nicht nur der Pilger, sondern, in Konkurrenz zu den Heiligen Nikolaus, Petrus und Clemens, auch der Schiffer wurde, ist für das Spätmittelalter belegbar, dürfte aber ältere Wurzeln haben. Zu seiner Funktion als Schifferpatron mag dem hl. Jakobus die legendäre Überlieferung verholfen haben, dass sein Leichnam zu Schiff vom Heiligen Land nach Galicien überführt worden war, eine Rolle mag aber auch gespielt haben, dass viele Pilger, gerade auch aus dem Norden, sein Land und sein Grab nicht auf dem Land-, sondern auf dem Seeweg – oder auch kombiniert, zu Wasser und zu Land – ansteuerten.
(Quelle: Kuder, 235)
Dieses sehr populäre Wunder – »eine der bedeutendsten Legenden des mittelalterlichen Abendlandes«, das den Pilgern wohl auch deshalb so gut gefiel, weil ein Wirt bestraft wurde – wurde auch in der bildenden Kunst häufig dargestellt. In Mölln blieb von der ersten Jakobus-Episode der Ausmalung wenig. Der erhaltene Rest zeigt ganz links das wegfliegende Huhn, daneben den Hund des Richters. In der Gruppe daneben steht das Elternpaar unter dem Baum, der hier wohl als Ersatz für den Galgen diente.
(Quelle: Stork, 79)
Die Kirche in Brunsbüttel (vom Ende des 13. Jhs.), war ehemals eine St. Jakobus-Kirche.
Das Kirchspielsiegel von Brunsbüttel mit dem hl. Jakobus trägt die Jahreszahl 1316 und die Umschrift SANCTE IACOBE IN BRVNSBVTELE. Damit ist für die Kirche in Brunsbüttel das Jakobspatrozinium für das Jahr 1316 nachgewiesen. Das Gemeindesiegel vom Jahre 1609 ahmte das alte Siegel mitsamt der Umschrift in neueren Formen nach, und schließlich zeigt das Stadtwappen von Brunsbüttel den hl. Jakob in Silber mit blauer Pilgerkleidung, den Stab in der Rechten und eine goldene Pilgermuschel in der erhobenen Linken.
Das Kirchenbuch von Neuenkirchen, um 1500, besitzt Ecknägel mit Wappen sowie zwei Schlösser, das eine mit der Aufschrift maria, das andere mit iacob(us).
(Quelle: Kuder, 234)
Auf das Jakobspatrozinium der Feldsteinkirche des zu Schaalby gehörigen Ortes Moldenit, 4,5 km nördlich von Schleswig, um 1200 erbaut und nachträglich mehrfach mit Backstein ausgeflickt, gibt es lediglich einen späten Hinweis aus dem Jahre 1517. In den sechsteiligen Fuß eines dort aufbewahrten silbernen Messkelchs aus jenem Jahr ist zur Linken eines plastischen Kruzifixus eine Muttergottes auf der Mondsichel, zur Rechten des Gekreuzigten aber der hl. Jakobus samt Pilgerstab, Buch und Pilgerhut mit -muschel eingraviert.
(Quelle: Kuder, 241)
Ulrich Kuder, Jakobus-Verehrung im Norden. Ein vorläufiger Überblick, in: Der Jakobsweg und Santiago de Compostela in den Hansestädten und im Ostseeraum. Akten des Kolloquiums an der Universität Kiel, 23.-25. April 2007. Herausgegeben von J. Gómez-Montero, Kiel: Ludwig 2011, S. 193-300.
Hans-Walter Stork, Das Fresko der Pilgerkrönung durch den Heiligen Jakobus in St. Nicolai, Mölln, in: Der Jakobsweg und Santiago de Compostela in den Hansestädten und im Ostseeraum. Akten des Kolloquiums an der Universität Kiel, 23.-25. April 2007. Herausgegeben von J. Gómez-Montero, Kiel: Ludwig 2011, S. 75-92.