Selten wurde ich so sehr an Vergangenes erinnert wie beim Pilgern von Puttgarden auf Fehmarn nach Lübeck, auf dem neuen Teilstück der Via Scandinavica durch Ostholstein.
Mit der Erinnerungsstelle an die kleine Peter und Paul – Kirche etwa 2km westlich des Fährbahnhofes von Puttgarden fing es an, mit der Krypta in der Herz-Jesu-Kirche in Lübeck hörte es auf. Dort wird der 1943 für ihren Glauben hingerichteten 4 Lübecker Geistlichen gedacht.
Die Via Scandinavica berührt solche Stätten. Sie bietet dem Pilger viel Stoff zum Nachdenken.
Einige Beispiele: in der oben genannten, im 17. Jahrhundert zerstörten Peter-und-Paul-Kirche sagten bis vor etwa 500 Jahren skandinavische Pilger Gott Dank für die unbeschadete Überquerung des Fehmarn-Belts. Ihr Glaube hatte sie auf den langen Weg nach Santiago de Compostela gebracht.
Vor dem ehemaligen Kloster Cismar der Gedenkstein, der an die Aufhebung der Leibeigenschaft im Jahr 1784 erinnert.
Der Oldenburger Graben – jetzt Naturschutzgebiet und Rückzugsraum für Zug- und Brutvögel.
2 hohe ehemalige Radartürme, „Lauscher“, nach Osten gerichtet, Zeugen des kalten Krieges.
Der „Ruheforst“ am Steilufer der Ostsee nach Grömitz, durch den der Weg führt: Erinnerungen an verstorbene Familienangehörige werden wach.
Kurz vor Neustadt/Holstein hinter der Küste die Gedenkstätte an die 7000 KZ-Häftlinge von Hamburg-Neuengamme, die beim Untergang der Cap Arcona und einem 2. Schiff in der Neustädter Bucht am 3. Mai 1945 ums Leben kamen.
Bei Ratekau wird an Generalfeldmarschall Blücher erinnert, der hier 1806 kapitulierte,
in Bad Schwartaus Stadtpark an den Spätromantiker Emanuel Geibel, „Der Mai ist gekommen...“
Klaus Letulé, Oktober 2010