Im friesischen Keitum auf Sylt kündet das Retabel der 1240 erstmals erwähnten St. Severin-Kirche von der Präsenz unseres Themas, der Jakobus-Rezeption im Nord- und Ostseeraum, denn die
Seitenflügel des dortigen spätgotischen Altaraufsatzes aus der Zeit um 1450 zeigen die zwölf Apostel, darunter an prominenter Stelle rechts oben Jakobus, wie selbstverständlich mit den
Pilgerattributen Hut, Muschel, Stab, Schuhen, Umhang und Tasche. […] Eine erste vergleichende Annährung an die Altarbildgestaltung von St. Severin in Keitum auf Sylt, der Nikolaikirche in Tallin
und des Bergener Domes zeigt für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts sowohl die festen Umrisse einer ikonographischen Tradition im Nord- und Ostseeraum, die Jakobus als Pilger darstellt, als
auch die hohe Stellung des Apostels als Mitglied der erweiterten Heiligen Sippe.
Aus: Gómez-Montero, Javier: „Zur Projektion der Stadt und des Camino de Santiago in den Hansestadten und im Nordseeraum“ in: Gómez-Montero, Javier (Hrsg.): Der Jakobsweg und Santiago de
Compostela in den Hansestadten und im Ostseeraum. Akten des Symposiums an der Universitat Kiel [23.–25.4.2007], Kiel 2011 (S. 12-14).