Als „Niederdeutsch“ bezeichnen wir eine Form des Deutschen, die vor mehr als 1200 Jahren die sogenannte „hochdeutsche Lautverschiebung“ nicht mitgemacht hat, und deshalb heißt es im Niederdeutschen, das heute vielfach unter der Bezeichnung „Plattdeutsch“ bekannt ist, bis auf den heutigen Tag „ik“ statt des uns geläufigen „ich“, „appel“ anstelle von „Apfel“, „dorp“ statt „Dorf“ und „dat anstelle von „das“. Heute ist das „Plattdeutsche“ nur noch ein in Teilen Norddeutschlands auf dem Lande gesprochener Dialekt (d.h. Regionalsprache). Im Mittelalter hingegen war es in Gestalt des sogenannten „Mittelniederdeutschen“ eine allgemein, und zwar auch in der Schrift gebrauchte Hochsprache. Das Gebiet, in dem diese Sprache gesprochen und geschrieben wurde, wird nach Süden durch die sogenannte „Benrather Linie“ begrenzt, eine Sprachgrenze, die grob gesprochen bei Benrath, einem Vorort von Düsseldorf, den Rhein überschreitet und sich von dort aus in östlicher Richtung südlich von Magdeburg bis etwa Danzig erstreckt. Südlich dieser Linie spricht und schreibt man im Mittelalter das sogenannte „Mittelhochdeutsche“ – und dort heißt es dann eben „Apfel“, „das“, „ich“, „Dorf“ und so weiter.
Honemann, Volker, Jacobus d.Ä. in niederdeutscher Literatur, in: Röckelein, Hedwig (Hrsg.), Der Kult des Apostels Jakobus d.Ä. in norddeutschen Hansestädten, Gunter Narr Verlag, Tübingen, 2005, S. 137-138.