Min Modersprak, wa klingst du schön!
Wa büst du mi vertrut!
Weer ok min Hart as Stahl un Steen,
Du drevst den Stolt herut.
Du bögst min stiwe Nack so licht
As Moder mit ern Arm,
Du fichelst mi umt Angesicht,
Un still is alle Larm.
Ik föhl mi as en lüttjet Kind,
De ganze Welt is weg.
Du pust mi as en Værjahrswind
De kranke Boß torecht.
Min Obbe folt mi noch de Hann’
Un seggt to mi: Nu be!
Un „Vaderunser” fang ik an,
As ik wul fröher de.
Un föhl so deep: dat ward verstan,
So sprickt dat Hart sik ut.
Un Rau vunn Himmel weiht mi an,
Un allns is wedder gut!
Min Modersprak, so slicht un recht,
Du ole frame Red!
Wenn blot en Mund „min Vader“ seggt,
So klingt mi’t as en Bed.
So herrli klingt mi keen Musik
Un singt keen Nachdigal;
Mi lopt je glik in Ogenblick
De hellen Tran hendal.
Klaus Groth
(Klaus Groth, herausgegeben von Kurt Batt, Quickborn, Rostock: Hinstorff Verlag, 1962.)
O Muttersprache, klingst du rein,
Wie bist du mir vertraut,
Wär‘ auch mein Herz wie Stahl und Stein,
Den Stolz vertreibt dein Laut.
Du beugst den steifen Nacken leicht,
Wie Mutter mit dem Arm,
Dein Odem meine Wange streicht,
Und still ist Lärm und Harm.
Ich fühl‘ mich wie ein kleines Kind,
Weg ist die ganze Welt,
Dein Hauch hat mir wie Frühlingswind
Das Herz zurecht gestellt.
Die Hände faltet mir der Ahn‘
Und sagt zu mir: Nun bet‘,
Und „Vater unser“ fang ich an,
Wie ich wohl früher thät.
Ich fühl’s: Gehört ward das Gebet,
Das war des Herzens Wort,
Und Ruh‘ vom Himmel mich umweht,
Und alles Leid ist fort.
O Muttersprache, recht und schlicht,
Du alte, sanfte Red‘,
Wenn blos ein Mund „Mein Vater“ spricht,
So klingt mir’s wie Gebet.
So herrlich klingt mir nicht Musik,
Singt keine Nachtigall,
Mir laufen gleich im Augenlid
Die Thränen hell zu Thal.
Klaus Groth
(Klaus Groth, Quickborn, übersetzt von M. J. Berchem, Crefeld, Klein, 1866.)